Kampf gegen Wiederaufrüstung
Und unter der Jugend formiert sich unter Führung der FDJ die sogenannte “Ohne-mich-Bewegung”, mit der die Jugend dokumentiert, daß eine neue Armee ohne sie aufgebaut werden muß. In dieser Situation verschärft die Reaktion die antikommunistische Stimmung, schreitet im Juni 1951 zum Verbot der FDJ und beantragt das Verbot der KPD. 6 Jahre nach Ende der faschistischen Barbarei sind die Genossinnen und Genossen unserer Partei wieder Repressalien und Verfolgung ausgesetzt.
Doch so leicht ist die Bewegung nicht kleinzukriegen. Das dokumentiert die Jugend besonders eindrucksvoll, als trotz großangelegter Polizeisperren an der Grenze, Zugkontrollen und anderer Schikanen Tausende zu den 3. Weltfestspielen der Jugend nach Berlin fahren, obwohl die Reaktion das unter allen Umständen verhindern wollte.
Die FDJ wird in Kassel aufgebaut. Jochen Boczkowski, Edeltraut Boczkowski Annemarie Schick, Karl Abel und der 1985 verstorbene Genosse Niko Damm stehen für eine neue Generation von Mitgliedern der FDJ und KPD. Sie erkennen die Gefahr durch die Militarisierung für das vom Krieg zerstörte Kassel und organisieren den Widerstand. In Baunatal zerstören die Kommunisten Sprengschächte, die von den Amerikanern in die Straßen eingebaut werden. In Kassel kommt es zu einer aufsehenerregenden Aktion der FDJ. Von den Amerikaner in der Fuldabrücke zwischen Waldau und Zwehren eingebauten Sprengschächte werden in einer Nacht- und Nebelaktion zugemauert. Darüber wird die Bevölkerung am nächsten Tag mit Flugblättern informiert. Die Kasseler Polizei und die amerikanische Militäradministration blasen zur Hatz gegen die FDJ´ler, die diese Aktion durchgeführt haben. Es werden Hausdruchsuchungen und Verhaftungen vorgenommen. Horst Rother, Erhard Karpenstein, Walter Stehler, Emil Mirth, Marianne Diegler und Christa Beut werden schließlich, nachdem sie denunziert worden sind, verhaftet und verurteilt. Der Widerstand ließ sich dadurch aber nicht brechen. Das beweist die Beteiligung vieler Kasseler Jugendlicher bei der Friedenskarawane nach Essen, wo 80.000 demonstrierten. Dabei wurde der Jungarbeiter Phillip Müller von der Polizei erschossen. Ein Lehrling von Henschel aus Kassel wurde angeschossen.
Die Kommunisten kämpften für die nationalen Interessen. Junge Friedenskämpfer, unter ihnen unsere heutige DKP-Bezirksvorsitzende Ellen Weber, besetzten Helgoland, um es vor der Vernichtung zu bewahren, da die Insel gesprengt werden sollte.
Nach 11 Jahren Legalität erneutes Verbot der KPD
Doch das Klima des Antikommunismus war trotz allem so stark, daß 1951 die FDJ verboten wurde, 1955 die Gründung der Bundeswehr und 1956 erneut das Verbot der KPD durchgesetzt werden konnte. Nach 11 Jahren Legalität kämpften die Kommunisten in der Bundesrepublik wieder illegal, wurden verfolgt, in die Gefängnisse gesteckt und als Agenten Moskaus verdächtigt.
Die Wirkung der Friedensbewegung war dennoch stark genug, daß die Stadtverordnetenversammlung in Kassel 1956 den Beschluß fasste, daß Kassel nie wieder Garnisons- und Rüstungsstadt werden dürfe. Bei einer Leseumfrage der HNA sprachen sich 90% der Befragten gegen jede Wiederbewaffnung und Stationierung von Soldaten in Kassel aus.
Aus der Illegalität heraus verstanden es unsere Genossinnen und Genossen, aktiven Anteil an der Bewegung “Kampf dem Atomtod” zu nehmen, als Strauß als “Verteidigungs”- und Atomminister die Bundesrepublik 1958 mit Atomwaffen aufrüsten wollte.
Von Beginn an hatte die Kasseler KPD den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit auf die Arbeit der Betriebsgruppe Henschel gelegt.
1950 begannen die Genossen mit der Herausgabe der Betriebszeitung “Der Hammer”.
Verschriftlicht aus: KV der DKP Kassel (Hrsg.): Aus der Geschichte der Kasseler Kommunisten, Kassel Januar 1986, S. 31-38.