Die KPD ruft zum Wiederaufbau

Die KPD ruft zum Wiederaufbau

Ohne Atempause begannen unsere Genossinnen und Genossen, gerade aus der Illegalität aufgetaucht, abgezehrt und krank aus den KZ´s zurückgekehrt, das öffentliche Leben in Gang zu setzen, antifaschistische Aktionsausschüsse zu bilden, die Gewerkschaften neu zu gründen. Die Hauptaufgaben der kommenden Zeit waren jedem klar und sind im Aufruf der KPD an das Deutsche Volk vom Juni 1945 dokumentiert:

  • antifaschistische Umgestaltung ganz Deutschlands,
  • Ausrottung des Nazismus und Militarismus in allen Formen,
  • Vereinigung der Arbeiterklasse, damit es nie wieder zur Spaltung kommt.

Doch schon bald zeigte sich, daß die Westmächte eine konsequent antifaschistisch-demokratische Neuordnung verhindern, die alten Besitz- und Machtverhältnisse restaurieren und die Westzonen in einen separaten Teilstaat überführen wollten. Bald wieder wagten sich die alten Konzernherren, die mit den Nazis kollaboriert hatten, wieder in ihre Betriebe und bekamen sie zurück, statt entschädigungslos als Kriegsverbrecher enteignet zu werden, wie es in einem Volksentscheid im September 1946 in Hessen gefordert wurde. Als sich eine Mehrheit dafür aussprach, ließ Lucius D. Clay die Ausführung einfach verbieten.

Stück für Stück faßten wieder die alten Kräfte Fuß.

Die Rede von Churchill in Fulton, in der er davon sprach, daß in Europa überall da, wo die SU Länder befreit hatte, ein eiserner Vorhang gefallen sei, markiert den endgültigen Übergang zum kalten Krieg.

1949 Gründung der BRD. Die Kommunisten stemmten sich dem als wahrhaft nationale Kräfte entgegen, initiierten die Volkskongreßbewegung, um ein einheitliches Deutschland aufrechtzuerhalten, konnten sich aber im Klima zunehmenden Antikommunismus nicht durchsetzen, obwohl die KPD Anfang 1950 noch 200.000 Mitglieder hatte.

Schließlich konstituierte sich die KPD in den Westzonen unter Max Reimann – den Realitäten Rechnung tragend – als eigenständige Partei.

Und schon fünf Jahre nach Kriegsende war es nötig, erneut vor drohender Kriegsgefahr zu warnen, wurde die heimliche Aufrüstung der Bundeswehr betrieben, belog Adenauer das Parlament. Wie sagt doch Brecht, der Regen von gestern macht uns nicht naß. Bereits 1950 sah sich die KPD gezwungen, ein Friedenskomitee zu gründen. Da waren die Trümmer des letzten Krieges noch nicht beseitigt.

Auch in Kassel begannen die Genossen sofort damit, das öffentliche Leben mit in Gang zu setzen.

Man nahm Fühlung mit den SPD-Genossen auf, es kam zu gemeinsamen Sitzungen, die Einheit schien greifbar nahe.

 

Gründungsversammlung der KPD in Kassel November 1945

1945 gründete sich die KPD in Kassel wieder. Aus einem Bericht der HESSISCHEN NACHRICHTEN vom 10.11.45:

Gründungsversammlung der KPD

Rot leuchteten riesige Transparente von den Mauern der Spinnfaser in Kassel-Bettenhausen:

‘Wir fordern die Einheitsfront aller Schaffenden’

‘Die KPD ruft zum Wiederaufbau’

‘Wir kämpfen in der Antifaschistischen Aktion’

Das waren die Parolen, die wie wuchtige Schläge den Massen, die sich am Sonntag, den 4. November 1945, zur Gründungsversammlung der KPD Kassel eingefunden hatten, die Ziele dieser nach zwölfjährigem Schweigen wieder in vorderster Linie des Kampfes gegen Faschismus und Militarismus stehenden Partei einhämmerten.

Die Kasseler Bevölkerung hatte sich in Massen eingefunden.

… Manchmal schien es, als wollten die Wände des Speisesaales der Spinnfaser aus den Fugen gehen. Viele Hunderte mussten umkehren. Andere Unermüdliche standen im Hof und lauschten am Lautsprecher, was ihnen die Kommunisten zu sagen hatten. Unter den Anwesenden konnte man auch die Herren Oberbürgermeister Seidel und Bürgermeister Weißmann erblicken …”

Von 1949 bis 1953 gab es eine Fraktion der KPD in der Kasseler Stadtverordnetenversammlung der Hildegard Auer, Henner Bischof, Karl Gschwender und Karl Schröder angehörten.

Mit dem Koreakrieg steigt die Kriegsgefahr weltweit. 700 Millionen Menschen unterschreiben den Stockholmer Appell zur Ächtung von Atomwaffen. Die KPD mobilisiert zu einer Volksbefragung gegen Wiederbewaffnung und für einen Friedensvertrag, an der sich trotz Verbot durch die Adenauer-Regierung 15 Millionen Menschen beteiligen.

 

Verschriftlicht aus: KV der DKP Kassel (Hrsg.): Aus der Geschichte der Kasseler Kommunisten, Kassel Januar 1986, S. 27-31.