Antifaschistische Aktion
1929, Schwarzer Freitag in New York, Beginn der Weltwirtschaftskrise. Die Zahl der Arbeitslosen steigt, zwei Millionen, vier Millionen, am Schluß 8 Millionen Arbeitslose im Deutschen Reich. Eine Regierung löst die andere ab, es wird mit Notverordnungen regiert. Die Reichsregierung will die Krise durch drastische Lohnkürzungen, Steuererhöhungen für die arbeitende Bevölkerung bekämpfen. Gleichzeitig senkt sie Steuern für die Unternehmer, erhalten die Konzerne Milliarden an Subventionen. Heute arbeiten die Rechtskräfte wieder mit diesen Mitteln, wollen die Krisenlasten auf die arbeitende Bevölkerung abwälzen.
Mit der Krise verschärfen sich die Klassenkämpfe. 1. Mai 1929, Berlin, Wedding: der sozialdemokratische Polizeipräsident Zörgiebel verbietet die Maidemonstration, läßt sie auseinanderprügeln. Ergebnis: 33 Tote, viele Verletzte. Auch in Kassel werden Demonstrationen immer wieder gegen das Verbot des SPD-Polizeipräsidenten durchgeführt.
Die Partei verstärkt den Kampf gegen die heraufziehende faschistische Gefahr. Nach dem Verbot des Rotfront-Kämpfer-Bundes wird der “Kampfbund gegen den Faschismus” gegründet. Im Sommer 1932 ruft die KPD zur Gründung der “Antifaschistischen Aktion”, um gemeinsam mit den sozialdemokratischen Genossen den drohenden Faschismus zu bekämpfen.
Sie Situation spitzt sich zu, eine Wahl jagd die andere, der Einfluß der KPD wächst. Im Jahr 1932 hat sie 6 Millionen Wähler, 350.000 Mitglieder. Um die Kraft der Partei zu erhöhen, ruft sie 1932 zum Ernst-Thälmann-Aufgebot.
In der Kasseler Altstadt hat die KPD allein 1.100 Mitglieder, 900 im Henschelbetrieb, insgesamt 2.600 Genossinnen und Genossen im Umland. Eine gewaltige Kraft.
In Kassel kommt es zur größten antifaschistischen Kundgebung auf dem Friedrichsplatz, zu der SPD und KPD aufgerufen hatten und an der 20.000 Menschen teilnehmen.
Die Partei mobilisiert besonders die Arbeitslosen, wehrt in blutigen Zusammenstößen das Eindringen der Faschisten in die Arbeiterviertel ab, z.B. in die Rote Altstadt von Kassel.
Bericht von Willi Belz vom 8. Januar 1932: Die Sturmbanner I, II und III der SA-Standarte 83 marschierten in die Altstadt ein. “… von den Bürgersälen in der Unteren Karlsstraße aus wurde die Aktion geleitet. Über Friedrichsplatz und Steinweg kamen die braunen Kolonnen. Aber die Bevölkerung der Altstadt war durch Flugblätter der KPD und der SPD, des Kampfbundes gegen den Faschismus und des Reichsbanner aufgefordert, den Angriff der SA-Kolonnen zurückzuschlagen. In der Obersten Gasse, der Mittelgasse, in der Marktgasse, am Pferdemarkt und überall, wo die braunen Uniformen auftauchten, regnet es aus den Fenstern Blumentöpfe, Steine, Kohlen, Dachziegel und andere Wurfgeschosse. Die Marschkolonnen spritzten auseinander und suchten fluchtartig Deckung. Dann gehen Reichsbanner, Kampfbund, Gewerkschaftler u.a. geschlossen vor und jagen die SA aus der Altstadt heraus und hinauf zum Friedrichsplatz und über die Königsstraße. Dieser Angriff ist abgeschlagen und alle freuen sich über die Einigkeit, die dabei entstanden ist.”
“Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler. Wer Hitler wählt, wählt Krieg!”
Bei der Reichspräsidentenwahl 1932 tritt Thälmann gegen Hindenburg an. Die Partei weiß um die drohenden Gefahren. Ihre Losung: “Wer Hindendburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt Krieg”.
Bei den Novemberwahlen 1932 erleiden die Nazis erstmals eine Wahlschlappe, verlieren zwei Millionen Wähler, die KPD gewinnt fast eine Million dazu. Die Kassen der Nazis sind leer. Ihr Abstieg hat begonnen. In dieser Situation wenden sich die Großindustriellen mit einer Eingabe an Hindenburg, fordern die Übergabe der Macht an Hitler, fördern die Nazis mit Millionen von Mark.
Und tatsächlich wird den Nazis am 30. Januar 1933 die Macht übergeben, senkt sich die Nacht des faschistischen Terrors über Deutschland.
Verschriftlicht aus: KV der DKP Kassel (Hrsg.): Aus der Geschichte der Kasseler Kommunisten, Kassel Januar 1986, S. 9-11.