Wir sind wieder bei Marx, unter seinem Banner

“Wir sind wieder bei Marx, unter seinem Banner”

(Rosa Luxemburg auf dem Gründungsparteitag der KPD 1918/19)

 

Wer Rückschau halten will auf die Kämpfe der Kommunisten in dieser Stadt, der muß zurückgehen bis zur Novemberrevolution.

November 1918. Kriegsende, revolutionärer Aufstand der Matrosen in Kiel, der binnen Tagen das ganze Reich erfaßt, den Kaiser hinwegfegt. Es entstehen überall Arbeiter- und Soldatenräte als Keim der revolutionären Macht, die – dem Beispiel der Oktoberrevolution folgend – den Sozialismus in Deutschland errichten wollen.

Mitten in diesen Kämpfen gründen die vorher schon im Spartakusbund organisierten Revolutionäre unter Führung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg zur Jahreswende 1918/19 die Kommunistische Partei Deutschlands. Damit war die konsequent revolutionäre Partei geschaffen worden. “Schlagt ihre Führer tot!” war die Begleitmusik der Reaktion. Doch die junge Partei kam zu spät; sie konnte nicht mehr verhindern, daß die Revolution blutig niedergeschlagen wurde. Im Januar 1919 wurden Liebknecht und Luxemburg ermordet. Der Sozialdemokrat Noske läßt die revolutionären Soldaten in Berlin durch Freikorps zusammenschießen. Drei Monate später werden die Räterepubliken in München in ihrem Blute erstickt. Trotzdem ist es gelungen, für die Arbeiterklasse bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu erkämpfen. Mit dem Sturz der Monarchie und der Einrichtung einer bürgerlich-demokratischen Republik wurden demokratische Rechte und Freiheiten erkämpft, z.B. das Frauenwahlrecht und der Achtstundentag. Der Versuch der Reaktion, im März 1920 mit dem Kapp-Putsch diese Errungenschaften der Novemberrevolution zu zerschlagen und die Monarchie wieder herzustellen, wird durch den Generalstreik der einheitlich handelnden Arbeiterklasse zunichte gemacht. Noch bis zum Jahr 1923 versucht die deutsche Arbeiterklasse in heldenhaften Kämpfen beim mitteldeutschen Aufstand 1921 und beim Hamburger Aufstand 1923 unter Führung ernst Thälmanns das Ziel der sozialistischen Revolution durchzusetzen. Obwohl die Kräfte dafür zu schwach sind, wächst die KPD in diesen Kämpfen zur Massenpartei.

1923, Hunger herrscht. Inflation frisst die letzten Ersparnisse weg, ein Brot kostet Millionen Mark. Überall im Reich finden Hungermärsche statt. Und mitten in diesen Kämpfen praktizierter proletarischer Internationalismus. Die Hauptlosung: “Hände weg von Sowjetrußland”. Besonders die internationale Arbeiterhilfe hilft, Sowjetrußland vor Feinden zu schützen, die die junge Sowjetmacht in der Wiege ersticken wollen.

Als junger Arbeiter ist der 1985 verstorbene Genosse Karl Gschwender beim Kieler Matrosenaufstand dabei. Willi Walberg erlebt in Kassel die Novemberrevolution.

Am 9. November ist die Stadt der Befehlsgewalt des Arbeiter- und Soldatenrates unterstellt. Der Arbeiter- und Soldatenrat Kassel trägt seine Forderungen vor 20.000 Menschen auf dem Friedrichsplatz vor. Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates war auch Konrad Belz, Vater von Willi Belz. Dieser erlebt 6jährig, wie durchziehende Reichswehrabteilungen vor dem Haus der Eltern in Bettenhausen lagern und den Vater bedrohen. Das prägt seine antimilitaristische Haltung. In Besse erlebt Georg Banze die Entstehung der KPD-Ortsgruppe aus der USPD.

 

Keinen Mann, keinen Pfennig den imperialistischen Kriegsrüstungen!

 

Geprägt von den Belastungen und Entbehrungen der 20er und 30er Jahre finden u.a. die meist aus kommunistischen Elternhäusern stammenden Genossinnen und Genossen Willi Walberg, Wilhelm Wedemeier, Konrad Merle, Willi Belz, Ewald Kettenbach, Georg Merle, Wilhelm Kohlus, Maria Wagner, Karl Buchheister, Henner Baden, Schorsch Banze, August Kulle, Fritz Plaeging, Josef Kaczmarek, Walter Stahnke und Albert Weigel ihren Weg in die kommunistische Bewegung.

Im KJVD organisieren sie den Kampf. “Heil Moskau” ist die Losung auf der Fahne der Ortsgruppe Besse des KJVD. Sie begleitet die Genossen, wenn sie mit ihren Fahrrädern zur Landagitation fahren.

Die KPD-Agit-Prop-Gruppe “Proletkult” leistet ihren Beitrag zur Verteidigung der Sowjetunion und inszeniert unter anderem das Stück “Giftgaskrieg gegen die Sowjetunion”, dessen Text von der Polizei beschlagnahmt wird.

Und schon früh beginnt der Kampf gegen die faschistische Gefahr, die heimliche Wiederaufrüstung, die erneut drohende Kriegsgefahr. Die Freikorps, die im Baltikum gewütet hatten, während des Kapp-Putsches gegen die 100.000 Mann starke rote Ruhrarmee zogen, die Arbeitermilizen in Berlin, Bremen, Hamburg niedergeschossen hatten, sind die Speerspitzen der Reaktion. Ihr Lied “Hakenkreuz am Stahlhelm, schwarz-weiß-rotes Band …”

Als proletarische Kampf- und Abwehrorganisation gegen diese Kräfte wird 1924 der Rotfront-Kämpfer-Bund (RFB) gegründet.

Der Genosse Konrad Merle war hier in Kassel in der Musikkapelle des RFB in der andere Genossen, wie z.B. Albert Weigel, ebenfalls Mitglied waren. Konrad Merle ist in der Roten Altstadt von Kassel aufgewachsen.

1925 übernimmt Ernst Thälmann die Leitung der KPD. Im Politbüro sind unter anderem Clara Zetkin, Walter Ullbricht. Unter Thälmanns Leitung entwickelt sich die Partei zu einer Partei bolschewistischen Typs.

Trotz der sogenannten Goldenen Zwanziger Jahre, die kurze Zeit einen wirtschaftlichen Boom brachten, von dem die Arbeiter – wie heute auch – wenig mitbekamen, werden große Kämpfe geführt.

1926 initiiert die KPD ein Volksbegehren für die Enteignung der Fürsten, denen Milliarden Mark aus der Staatskasse zugeschanzt werden sollen in einer grandiosen Umverteilung der Steuergelder von unten nach oben. Ob Kohl dort sein Handwerk gelernt hat?

1928 der Kampf gegen den Panzerkreuzerbau, mit dem die heimliche Aufrüstung der Reichswehr immer offener betrieben wird. “Keinen Mann, keinen Pfennig den imperialistischen Kriegsrüstungen” ist die Losung der KPD. Thälmann erklärt, daß die Ostpolitik der Reichregierung früher oder später zu einem neuen Krieg nach Osten führen müsse.

 

Verschriftlicht aus: Kreisvorstand der DKP Kassel (Hrsg.): Aus der Geschichte der Kasseler Kommunisten, Kassel Januar 1986, S. 6-8.