Vorwort

Bertolt Brecht

Lob des Kommunismus

Er ist vernünftig, jeder versteht ihn. Er ist leicht.

Du bist doch kein Ausbeuter, du kannst ihn begreifen.

Er ist gut für dich, erkundige dich nach ihm.

Die Dummköpfe nennen ihn dumm, und die Schmutzigen nennen ihn schmutzig.

Er ist gegen den Schmutz und gegen die Dummheit.

Die Ausbeuter nennen ihn ein Verbrechen

Wir aber wissen:

Er ist das Ende aller Verbrechen.

Er ist keine Tollheit, sondern

Das Ende der Tollheit. 

Er ist nicht das Rätsel

Sondern die Lösung.

Er ist das einfache

Das schwer zu machen ist.

 

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser!

Mit dieser Broschüre will der Kreisvorstand der DKP Kassel das Manuskript der Auftaktveranstaltung zum Ernst-Thälmann-Aufgebot allen Interessierten zugänglich machen. Vor dem Hintergrund der geschichtlichen Entwicklung seit der Novemberrevolution 1918 versuchen wir dabei in knapper Form Inhalte des Kampfes Kasseler Kommunisten als Teil der Arbeiterbewegung unserer Stadt zu dokumentieren.

Damit kommen wir einem vielfach an uns herangetragenen Wunsch nach, diese vielen unbekannten Seiten der Stadtgeschichte schriftlich festzuhalten.

Die folgenden Ausführungen erheben keinen Anspruch auf Vollständig- und Wissenschaftlichkeit. Wir versuchen dennoch, die Traditionen unseres Kampfes bis heute deutlich zu machen und wären Jedem dankbar, der nachträglich Dokumente, Fotos oder Texte dazu beitragen könnte.

Den Lesern werden aber auch so bemerkenswerte Dinge auffallen:

  • Wie ein roter Faden zieht sich durch unsere fast siebzigjährige Geschichte der Kampf gegen die Kriegsgefahr. Die Gründung der KPD zum Jahreswechsel 1918/19 war eine der Lehren der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung aus dem imperialistischen ersten Weltkrieg. Heute, wo der Menschheit die Gefahr droht, erstmal in ihrer Geschichte ausgelöscht zu werden, ist diese jahrzehntelange Erfahrung in der Diskussion um die Verhinderung eines nuklearen Infernos um so wichtiger.
  • In der DKP kämpfen Jung und Alt Seite an Seite, sind auch die Älteren im Kampf geistig jung geblieben. Not, Zuchthaus, Verhaftung, Terror, Verleumdungen und Berufsverbote haben ihre Ideale, ihre Träume von einem besseren Leben nicht brechen können. Kommunisten haben auch in den finstersten Zeiten den Kampf nicht aufgegeben und ihr Wissen um den Fortschritt der Menschheit, um den Sieg des Sozialismus nicht verloren. Immer haben die Kommunisten mit ihrer wissenschaftlichen Weltanschauung gemeinsam mit allen fortschrittlichen Kräften, nach Antworten auf neue Fragen gesucht. Unsere Thesendiskussion1 beweist das aktuell. Daran sollten wir heute denken, Kraft, Mut und Hoffnung schöpfen für die kommenden Kämpfe gegen SDI2, für den Frieden, gegen die Bonner Wende,3 für sozialen Fortschritt.
  • Die Kämpfer, von denen hier berichtet wird, wären im sozialistischen deutschen Staat, der DDR, Bürgermeister, Betriebsdirektoren, Wissenschaftler, Minister oder einfach Menschen geworden, die ihre Kraft viel effektiver für den gesellschaftlichen Fortschritt hätten einsetzen können.

Das sollten wir wissen, auch wenn uns der wind heute in der Bundesrepublik immer noch recht scharf ins Gesicht bläst. Wenn wir jetzt darum kämpfen, daß aus den 50.000 Kommunistinnen und Kommunisten 20% mehr werden,4 sollten wir an einen Satz aus der letzten Rede Salvador Allendes vor seiner Ermordung durch die chilenischen Faschisten denken:

“Die Geschichte gehört uns, sie wird von den Völkern geschrieben!”5

Dieses Siegesbewußtsein, die wissenschaftliche Weltanschauung, der Glaube an die gerechte Sache der Befreiung der Menschheit von Ausbeutung, Not und Krieg durch den Sozialismus, das ist die Kraft, die unsere Genossinnen und Genossen jahrzehntelangen härtesten Klassenkampf durchstehen ließ.

Das ist das Holz, aus dem auch heute noch Kommunisten geschnitzt sind, die zwar keinen materiellen Vorteil erwarten können, dafür aber die Perspektive eines sinnerfüllten Lebens für die Zukunft der Menschheit haben.

Wir hoffen, daß die vorliegende Broschüre eine Hilfe ist, die Geschichte unserer Stadt ‘von unten’, die Geschichte unserer Partei in Kassel ein bisschen besser kennenzulernen. Wenn das so ist, hat sie ihren Zweck erfüllt, ist sie in diesem Sinne auch ein Beitrag zum Ernst-Thälmann-Aufgebot.

Viel Spaß beim Lesen!

 

Verschriftlicht aus: Kreisvorstand der DKP Kassel (Hrsg.): Aus der Geschichte der Kasseler Kommunisten, Kassel Januar 1986, S. 4-5.

 

 

  1. Gemeint ist die Diskussion zur Vorbereitung des Hamburger Parteitags der DKP 1986. Im Rahmen dieser Vorbereitung wurden der Partei Thesen zur Diskussion vorgelegt, die vor allem das Verhältnis zu “neuen sozialen Bewegungen”, wie etwa der Umweltbewegung bestimmten und die Arbeit der Partei orientieren sollten. Diese Thesen wurden von der Partei diskutiert und auf dem Parteitag beschlossen. Vgl. dazu: Parteivorstand der Deutschen Kommunistischen Partei (Hrsg.): Neue Fragen des Kampfes für Frieden und Arbeit – für eine demokratische Wende. Thesen zum 8. Parteitag der DKP. Entwurf, Düsseldorf o. J. (verm. 1985 oder 1986). Die Diskussion ist nachvollziehbar in: PV der DKP (Hrsg.): Für eine neue Politik. Atomwaffenfreie Welt und Arbeit für alle! Protokoll des 8. Parteitag der Deutschen Kommunistischen Partei, 2.-4. Mai 1986, Hamburg, Düsseldorf Juli 1986. Fußnote zum heutigen Verständnis KB.
  2. SDI steht für Strategic Defense Initiative (Strategische defensive Initiative), einem aggressiven Raketenprogramm des US-Imperialismus unter Ronald Reagean. Innerhalb dieses Programms sollten unter anderem Atomraketen auf deutschem Boden stationiert werden. Dagegen erhob sich eine machtvolle Friedensbewegung, in der die Kommunisten eine führende Rolle spielten. Vgl. dazu Herbert Mies, Vorsitzender der DKP: Bericht des Parteivorstandes an den 8. Parteitag, in: PV der DKP (Hrsg.): Protokoll, S. 25-94, besonders S. 28-30. Fußnote zum heutigen Verständnis KB.
  3. Die “Bonner Wende” bezeichnet die Regierungspolitik Helmut Kohls, der entgegen der nach 1969 einsetzenden sozialliberalen Koalition unter Willy Brandt eine sozial-reaktionäre, ideologisch “neoliberal” begründete Politik der verstärkten Aufrüstung, des Sozial- und Demokratieabbaus einleitete. Sehr früh erkannte die DKP diese Gefahr und lief ideologisch wie politisch dagegen Sturm. Vgl. Herbert Mies: Wende nach Rechts? Frankfurt am Main 1982. FN zum heutigen Verständnis KB.
  4. Die Zahl entspricht der Zielzahl des ausgerufenen Thälmann-Aufgebotes. Ein Aufgebot bezeichnet eine Kampagne einer Kommunistischen Partei, in der um die vor allem mitgliedermäßige Stärkung der Partei gerungen wird. Hier konkret darum, die Partei “in neuen Maßstäben” zu stärken. Vgl. dazu Kurt Fritsch: Auszeichnung der Sieger im Thälmann-Aufgebot, in: PV der DKP (Hrsg.): Protokoll, S. 106-110.
  5. Salvador Allende war der Vorsitzende der Sozialistischen Partei Chiles. Unter seiner Führung versuchte die Frente Popular (Volksfront), ein Bündnis aus Parteien und sozialen Bewegungen, Gewerkschaften und anderen nichtmonopolistischen Akteuren eine Bewegung zum Sozialismus zu vollführen. Sie wurden gewählt und konnten fast 1000 Tage lang umfangreiche Sozialprogramme durchführen und teilweise das Eigentum der großen in- und ausländischen Monopole angreifen. Dann wurde die Regierung durch einen von den USA unterstützten Militärputsch hinweggefegt und Salvador Allende ermordet. Bis 1990 errichtete Augusto Pinochet eine faschistische Militärdiktatur. Das Zitat entstammt der berühmten letzten Rede Allendes. Vgl. Willi Gerns, Robert Steigerwald: Chile und der Kampf der DKP um antimonopolistische Demokratie und Sozialismus, in: Marxistische Blätter 6/1973, neu abgedruckt in: Willi Gerns: Revolutionäre Strategie in nichtrevolutionären Zeiten (=Edition Marxistische Blätter, Band 111), Essen 2015, S. 95-109. Fußnote zum historischen Verständnis KB.