Die politische Theologie Thomas Müntzers. Festvortrag bei der DKP Kassel, 31.10.2024

Die politische Theologie Thomas Müntzers

Festvortrag bei der DKP Kassel, 31.10.2024

 

von Kurt Baumann, Historiker, DKP Kassel

 

Auch das deutsche Volk hat seine revolutionäre Tradition. Es gab eine Zeit, wo Deutschland Charaktere hervorbrachte, die sich den besten Leuten der Revolutionen an die Seite stellen können, wo das deutsche Volk eine Ausdauer und Energie entwickelte, die bei einer zentralisierten Nation die großartigsten Resultate erbracht hätte, wo deutsche Bauern und Plebejer mit Ideen und Plänen schwanger gingen, vor denen ihre Nachkommen oft genug zurückschauderten.“

– Friedrich Engels: Der deutsche Bauernkrieg (1850/1875)1

Einleitung

Liebe Genossinnen und Genossen,

Liebe Freundinnen und Freunde,

die DKP bereitet ihren Parteitag vor, wir kämpfen gegen den reaktionär-militaristischen Staatsumbau, gegen die Stationierung der Mittelstreckenraketen, gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf die Arbeiterklasse, die Jugend kämpft gegen die Wiedereinführung der Wehrpflicht, allgemein sind vor allem die Betriebsarbeiter der Partei selten unterbelastet, warum befassen sich die Kommunisten nun mit dem Bauernkrieg?

Zunächst kann man selbst darauf kommen: Der Bauernkrieg ist nun 500 Jahre her. Zu diesem Jubiläum erscheinen bereits jetzt die Machenschaften der bürgerlichen Historikerzunft, die den Bauernkrieg als Katastrophe, als Unglück oder als Ergebnis der neuen Medien darstellen wollen. Alles im übrigen möglich an den Universitäten der Bundesrepublik, nur die Geschichte als Geschichte von Klassenkämpfen, die ist nicht möglich an diesen Universitäten, die führt zu Exmatrikulation und zum Berufsverbot. Aber warum?

Eine rationale Erklärung der Geschichte ist Bestandteil des ideologischen Klassenkampfes, konkret Geschichte als Tat der Menschen, die die Notwendigkeiten ihrer Zeit erkennen und umsetzen, die sich in einem sehen mit den wesentlichen Aufgaben der Geschichte, das würde auch aktuell zu Menschen führen, die ihren Sinn darin sehen kämpferische Kollektive in den Betrieben, Stadtvierteln, Schulen und Unis aufzubauen, die ihren Sinn sehen im Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf die Arbeiterklasse, die ihren Sinn sehen im Kampf gegen die Raketenstationierungen, die mit uns den Parteitag vorbereiten als den Ort, an dem die höchste Organisationsform der Arbeiterklasse die nächsten notwendigen Schritte erarbeitet und beschließt.

Ein Geschichtsbild dagegen, dass die Geschichte als Geschichte von „Scheidewegen“ bezeichnet, in denen sich zufällig eine der „komplexen“ und vielfältigen – lies: unverständlichen – Möglichkeiten durchsetzte, sieht für den Menschen keinen Platz, ihr aktives Handeln ist Ergebnis, nicht Grundlage der Geschichte.2 Als Haus- und Hofhistoriker des „Westens“ gibt es sogar solche, die eine ganze Geschichtsauffassung schaffen, in der „westliche“ Ideen: das Individuum, der freie Wille, die Trennung von Kirche und Staat gegen „östliche“ Ideen: das Kollektiv, der Determinismus, die Weltanschauung kämpfen.3 An der Reihung bereits sieht man: der Kampf gegen „den Osten“ führen Winkler und Konsorten nach wie vor gegen den äußeren wie gegen den inneren Feind, vor allem gegen die Arbeiterbewegung und ihre revolutionäre Partei.

In diesen Klassenkampf wollen wir eingreifen, indem wir einige der vergessenen Tatsachen der Geschichte dem Vergessen entreißen. Unser heutiges Thema ist die Theologie Thomas Müntzers, wesentlich, weil er einer der bedeutendsten ideologischen Köpfe des Bauernkrieges ist und seine Schriften weitgehend überliefert, zum zweiten, weil gerade die aktuellen Bedingungen die Frage der religiösen Bewegungen wieder auf die Tagesordnung gestellt haben und wir uns nun historisch wappnen können, diese Bewegungen auch aktuell einzuschätzen.

Methodik der Erforschung der Schriften Thomas Müntzers

Die Untersuchungsmethode, mit der marxistisch-leninistische Historiker an die Erforschung der Religion herangehen, nennt sich wissenschaftlicher Atheismus, er umfasst das religionssoziologische Verständnis der Religion als Überbauphänomen, in dem sich die Menschen der Widersprüche der Basis bewusst werden und sie auskämpfen.4 Die Methode geht dabei über das bisherige Herangehen der Atheisten hinaus, die die Existenz Gottes als unmittelbare Bewusstseinsfrage lösen wollten.5 Die Fragestellung wird bei Lenin direkt auch ins politische gewendet: „Die soziale Unterdrückung der werktätigen Massen, ihre scheinbar völlige Ohnmacht gegenüber den blind waltenden Kräften des Kapitalismus, der den einfachen arbeitenden Menschen täglich und stündlich tausendmal mehr entsetzlichste Leiden und unmenschlichste Qualen bereitet als irgendwelche außergewöhnlichen Ereignisse, […] darin liegt heute die tiefste Wurzel der Religion.“6

Dabei ist dieses Phänomen des Überbaus nicht passiv, sondern spiegelt erstens den an der Basis der Gesellschaft stattfindenden Klassenkampf wieder und ist zweitens eigenständig aktiv, indem es sich auf die vorgefundenen Theorien, Positionen und Welterklärungen bezieht. Im Falle der Religion hat das eine Besonderheit gegenüber anderen Auseinandersetzungen: Für jede Philosophie, die den Anspruch hat, das ganze der Welt zu erklären, ist ein theoretischer Begriff des Gesamtzusammenhangs eine Denknotwendigkeit. In seinen Studien zur Geschichte der Dialektik kommt Hans Heinz Holz zu dem Schluss, dass für die christliche Theologie der Gottesbegriff genau dieser Begriff des Gesamtzusammenhanges war.7

Ist nun Begriff und Inhalt Gottes eine Denknotwendigkeit bis der reale Gesamtzusammenhang erkannt werden konnte, so ist er auch der Bezugsrahmen, auf den sich die Menschen beziehen, die zur herkömlich mit dieser Theorie gerechtfertigten Praxis in (klassenmäßigen) Widerspruch stehen. Der wissenschaftliche Atheismus hat also nicht nur die Aufgabe, die religiösen Theorien und Gedanken als Ausdruck der Klassengesellschaft zu analysieren, sondern konsequenterweise auch „die relative historische Berechtigung und Unvermeidbarkeit der Religion, der religiösen Institutionen und religiösen Bewegungen“ zu studieren und dabei „die fortschrittlichen Elemente bloßzulegen und damit konsequent die die gleichzeitige Beschränktheit der religiösen Formen, in denen sie auftraten, nachzuweisen.“8

Historischer Hintergrund: zur Biographie Thomas Müntzer

Müntzer wurde um 1490 in Solberg am Harz geboren, über Kindheit und Jugend ist wenig bekannt. Ab 1506 studiert er Theologie in Leipzig und Frankfurt an der Oder, später wird er Seelsorger im Nonnenstift bei Aschersleben und im Zisterzienserinnenkloster bei Weißenfels, wobei er seine Studien fortsetzte. 1519 unterstützt er Luther bei der Disputation mit den Papsttreuen Eck, ab 1520 ist er Vertretungsprediger in Zwickau. Hier trifft er auf eine „Schwärmer“ genannte Gruppierung unter dem Laien Nikolaus Storch, der religiöse, soziale und politische Kämpfe zusammenführt. Es wird von einem Annäherungsprozess zwischen Müntzer und Storch ausgegangen, ohne dass wir deren Verlauf allzu genau verfolgen können. Bedeutend ist hier, dass die Storchianer über die typischen und in dieser Zeit massenhaften bürgerlichen Bewegungen hinausgeht und bereits die armen Bevölkerungsteile gegen die „großen Hansen“ organisiert. Im April 1521 muss Müntzer Zwickau verlassen, er geht nach Prag.

In Prag verfasst er die auch für unsere Darstellung bedeutende Quelle: Das Prager Manifest, in der er beginnt, seine Theologie zu beschreiben. Er entwickelt den Gegensatz von Gläubigen und Ungläubigen, der sich in dieser Zeit traditionell auf den Gegensatz zwischen Christen und Juden oder Sektenanhängern nach innen oder gegen die Türken nach außen bezieht als Gegensatz zwischen denen, die aufrecht glauben und denen, die es nicht tun, vor allem der Klerus. Dieser sei verkommen und müsse deswegen vom rechtgläubigen Volk zur Rechenschaft gezogen oder gar vernichtet werden. Luthers Theorem vom „Priestertum aller Gläubigen“ wird hier radikalisiert. Auch aus Prag vertrieben, zieht es Müntzer 1523 nach Allstedt.

In Allstedt finden wir ihn nun als Bundesgenossen der bürgerlichen Fraktion im Rat, die ihn auf Probe anstellt und deswegen nicht als Prediger dem Kurfürsten von Sachsen nennen muss. Hier erarbeitet er im Gegensatz zu Luther praktisch eine Reform des Gottesdienstes unter Einbezug der Volksmassen und hält schließlich seine wohl bekannteste: die Fürstenpredigt vor dem Kurfürsten zu Sachsen. In dieser Zeit beginnt er immer offener gegen Luther aufzutreten und dieser beginnt die Fürsten und Stadträte in Briefen vor Müntzer zu warnen. In der „Hochverursachen Schutzrede“, die Müntzer bereits über geknüpfte Netzwerke in Nürnberg drucken und illegal vertreiben lassen muss, wird Luther deswegen konsequent als „Doktor Lügner“, als „sanftlebendes Fleisch zu Wittemberg“ bezeichnet.

Auch aus Allstedt vertrieben unternimmt Müntzer eine Reise in die Aufstandsgebiete des Bauernkrieges, in der die klerikale Propaganda wie auch die Bauernhaufen ihn angeblich überall und nirgendwo gesehen haben. Tatsächlich nachweisen lassen sich Netzwerke, um Druckschriften zu verteilen und entsprechende inhaltliche Verbindungen: In Oberschwaben erscheint zu diesem Zeitpunkt eine ausführliche revolutionäre Druckschrift, die aus den Reihen der organisierten Agitatoren und für diese geschrieben zu sein scheint, sie ist für eine Agitation der Bauern viel zu lang und zu gelehrt, sie erklärt aus der Urchristlichen Tradition heraus die Notwendigkeit, jeder Obrigkeit zu misstrauen und kehrt die Zwei-Reiche-Lehre damit in eine Zwei-Feinde-Lehre um. Ausführlich wird begründet, warum zur Durchsetzung der Forderungen der Bauern gegen die Fürsten, den Klerus und den Kaiser keine Verhandlungen, sondern nur die Gewalt gebraucht werden dürfe. Wenn König und Kaiser durch die Untertanen vertrieben werden könnten, so seien sie keine gerechten Herrscher gewesen, denn es sei Gottes Wille gewesen, dass sie fallen müssten. Ein Aufrührer sollten die hohen Herren gescholten werden, die die kleinen zum Aufruhr reizen. Die Schrift endet mit der Anweisung, sich auch nach einer militärischen Niederlage nicht verdrießen zu lassen, sondern in die republikanische Schweiz zu fliehen und sich dort für einen neuen Anlauf bereit zu halten.9 Diese deterministische Position, die zur Aufforderung zu revolutionärem Handeln führt, macht den Einfluss Müntzers deutlich.

Zurückgekehrt nach Mühlhausen bereitet er dort bereits den Aufstand vor und zieht in die Schlacht von Frankenhausen, wo die Bauernhaufen geschlagen werden. Er flieht, wird gefunden, gefoltert und ermordet.10

Die plebejische Fraktion der Geistlichkeit

Friedrich Engels schreibt in seiner Arbeit über den deutschen Bauernkrieg: „Die plebejische Fraktion der Geistlichkeit bestand aus den Predigern auf dem Lande und in den Städten. Sie standen außerhalb der feudalen Hierarchie der Kirche und hatten keinen Anteil an ihren Reichtümern. Ihre Arbeit war weniger kontrolliert und, so wichtig sie der Kirche war, im Augenblicke weit weniger unentbehrlich als die Polizeidienste der einkasernierten Mönche. Sie wurden daher weit schlechter bezahlt, und ihre Pfründen waren meist sehr knapp. Bürgerlichen oder plebejischen Ursprungs, standen sie der Lebenslage der Masse nahe genug, um trotz ihres Pfaffentums bürgerliche und plebejische Sympathien zu bewahren. Die Beteiligung an den Bewegungen der Zeit, bei den Mönchen nur Ausnahme, war bei ihnen Regel. Sie lieferten die Theoretiker und Ideologen der Bewegung, und viele von ihnen, Repräsentanten der Plebejer und Bauern, starben dafür auf dem Schafott. Der Volkshass gegen die Pfaffen wendet sich auch nur in einzelnen Fällen gegen sie.“11

Die plebejische Opposition gegen den Feudalismus in den Städten beschreibt Engels als auch sehr gemischten Schichten bestehend: „Verarmte Zunftbürger“, „verstoßene Bauern und abgedankte Dienstleute, die noch nicht zu Proletariern werden konnten“, so bilden sie eine Mischung aus Lumpenproletariat und ein „embryonales Proletariat“, dass unter Müntzer in den Städten in die Bewegung gerissen, organisiert und damit als Kraft sichtbar wurde, allerdings war diese Episode „die kürzeste“, die „am schnellsten zusammenbrechen“ und mit das „phantastischste Gepräge“ hatte.12

Das ist, wie Engels und auf ihn aufbauend Holz nachweisen kein alleiniger Inhalt der frühen Neuzeit, bereits früher entstanden aus den Widersprüchen des Feudalismus in England zB die Ketzerbewegung der Lollards unter John Ball, einem Franziskanermönch. Unter dem Motto „Als Adam pflügt und Eva spann/ Wo war da wohl der Edelmann?“, hielt er folgende, von Froissart, einem papsttreuen Spitzel überlieferte Rede während des Bauernaufstandes von 1381:

Liebe Leute, in England wird’s nicht besser werden, ehe nicht alles Gemeineigentum wird und es weder Hörige noch Edelleute gibt; ehe wir nicht alle gleich sind und die Herren nicht mehr wie wir. Wie haben sie uns behandelt? Warum halten sie uns in Knechtschaft? Wir stammen alle von den gleichen Eltern ab, von Adam und Eva. Wodurch können die Herren beweisen, dass sie besser sind als wir? Vielleicht dadurch, dass wir erwerben und erarbeiten, was sie verzehren? Sie tragen Samt, Seide und Pelzwerk, wir sind gekleidet in elende Leinwand. Sie haben Wein, Gewürze und Kuchen, wir haben Kleie und trinken nur Wasser. Ihr Teil ist Nichtstun auf herrlichen Schlössern, der unsere ist Mühe und Arbeit, Regen und Wind auf dem Felde, und doch ist es unsere Arbeit, aus der sie ihren Prunk ziehen. Man nennt uns Knechte und schlägt uns, wenn wir ihnen nicht ohne Zaudern zu jedem Dienste zu Gebote stehen, und wir haben keinen König, der wünschte, uns zu hören oder uns zu unserem Rechte zu verhelfen.“ So solle man zum König gehen, vereint würden „uns all jene folgen, die Knechte heißen und in Knechtschaft gehalten werden, um die Freiheit zu verlangen.“ Würde der König nicht helfen, so „werden [wir, KB.] uns in anderer Weise helfen.“13

Waldenser, Albigenser, Arnold von Brescia, John Ball, John Wycliff, Jan Hus, Schwärmer, Geißler, Lollards und so weiter, waren Ausdruck der Klassengegensätze dieser Zeit, die sich in der Form religiöser Sekten äußerten, in ihnen äußerten sich unterschiedliche Bereiche der Opposition gegen den Feudalismus. Sie konnten nur in dieser Form auftreten, weil es eine andere gemeinsame Form nicht gab, also gab es auch keine Form, in denen sie ihre Opposition hätten denken und deutlich machen können. All diese Aufstände teilten sich bald in einen der bürgerlichen Opposition und einen der plebejisch-radikalen Opposition gegen die Feudalgewalten.14 Die plebejische Fraktion konnte sich mit einem Vorschein der mordernen bürgerlichen Gesellschaft nicht begnügen, denn sie hatten kein Eigentum, sie mussten, anknüpfend an das frühe Christentum zu chiliastischen Forderungen übergehen.15 Dabei waren die Utopien Joachim di Fiores eindeutig chiliastisch,16 Die frühen Ketzerphilosphen vertraten einen dialektischen Materiebegriff in griechischer Tradition.17

Müntzers´ Tradition

In den Volksbewegungen der Reformationszeit, die uns als Hintergrund interessieren, finden wir sämtliche Gedanken in Form christlicher „Ketzerei“ und als Anführer, Ideologen und auch Organisatoren der Bewegung Teil eben der Geistlichkeit. Durch die Kirche ging – damals wie heute – der Klassengegensatz. Während Papst und hoher Klerus in der entstehenden kapitalistischen Ökonomie als Schuldner und Geldverleiher, als Kreditquelle und Kreditnehmer eingriffen war ein großer Teil der katholischen Priester sprichwörtlich arm wie die Kirchenmäuse, bürgerlicher, bäuerlicher und plebejischer Herkunft und damit auch Teil von deren Bewegungen, erste Ziel der Agitation des Bundschuh und der Bauernbewegungen oder denen der städtischen Schichten.18

Die Tradition des Urchristentums ist bei Müntzer zentraler Bezugspunkt des eigenen Denkens:

Ich habe hin und her in der Geschichte der alten (Kirchen-, Wehr)Väter gelesen. Da finde ich, wie die unbefleckte jungfräuliche Kirche durch die verführerischen Pfaffen alsbald nach dem Tod der Apostelschüler zu einer Hure geworden ist. Denn die Pfaffen wollten allezeit oben sitzen, welche alles Hegesipp und Eusebius (frühchristliche Kirchenschriftsteller, KB) neben anderen bezeugen. Weil das Volk bei der Wahl der (leitenden, Wehr) Priester in den Hintergrund gedrängt wurde, ist es nicht möglich gewesen, infolge dieses Versäumnisses ein rechtes Konzil zu halten (gemeint ist wohl: dem Gericht Gottes standhalten, sein Gericht erfahren, Wehr).“19

Aus der Erkenntnis, dass sich die verschiedenen Lesarten herausbildeten, die unserem heutigen Kenntnisstand zufolge und Müntzers Zorn erregend die Entstehung unterschiedlicher Klassenlinien innerhalb der christlichen Ideologie widerspiegelten, leitet Müntzer, hier durchaus in Anlehnung und nur in der Begründung über Luther hinausgehend die Notwendigkeit der Demokratisierung des Inhalts, zuallererst also der Verständlichkeit der Predigt ab:

Vielmehr [als alte Formen des Katholizismus wieder zu beleben, KB] wollte ich zur Errettung der armen, elenden, blinden Gewissen der Menschen das beitragen, was bisher auf Lateinisch durch betrügerische, falsche Pfaffen, Mönche und Nonnen in Kirchen und Klöstern gesungen und gelesen und dadurch dem armen Haufen der Laien zum Untergang ihres Glaubens, als das Evangelium und das Wort Gottes entgegen der klaren, hellen Lehre des heiligen Apostels Paulus 1. Kor. 14 vorenthalten worden ist.“20

Der 1. Korinther 14 ist eine Art antiker Leitfaden für Agitation: die Gläubigen sollen in der Sprache des Volkes und ernsthaft reden (die Frau aber in der Gemeinde schweigen), sie sollen das, was sie beten auch meinen und fühlen, nur dann könnten die Ungläubigen und Unkundigen überzeugt werden. Dieses Selbstverständnis führt Müntzer 1523 in Allstedt weiter aus: Offenheit und Klarheit der Predigt, der Erwartung an jedes Mitglied der Gemeinde und die Funktion des Predigers als „Knecht Gottes“.21

Die urchristliche Tradition wurde von den Ketzerbewegungen wieder aufgenommen. Diese waren Ausdruck der auf dem Land und in der Stadt vor sich gehenden Volksbewegungen, wurden aber gleichzeitig, weil sie sich im Wesentlichen auf die Kritik am Papsttum bezogen, als Mittel der Massenmobilisierung der Fürsten geduldet, teilweise sogar unterstützt. Sie bildeten auch einen Schutz gegen die Ausbildung einer eigenen, weitergehenden politischen und ideologischen Orientierung der Volksmassen.22

Als eine Form, in der dieser Widerspruch ausgetragen wurde, finden wir die Glaubenssätze der Hussiten, einer national-tschechischen Bewegung, in der sich ein starker, aus Frühproletariern und Bauern zusammengesetzter frühkommunistischer Flügel: die Taboriten bildete. Sie lehrten zum einen:

In dieser Zeit [des Kommunismus, KB.] wird auf Erden kein König oder Herrscher, noch ein Untertan sein, und alle Abgaben und Steuern werden aufhören, keiner wird den andern zu etwas zwingen, denn alle werden gleiche Brüder und Schwestern sein. (…) Wie in der Stadt Tabor [dem Stützpunktgebiet dieser Bewegung in Tschechien, KB.] kein Mein und Dein, sondern alles gemeinschaftlich ist, so soll alles allen gemeinschaftlich sein und keiner ein Sondereigentum haben, und wer ein solches hat, begeht eine Todsünde.“

Gleichzeitig wendeten sie sich entschieden gegen die „Magister“ der Kirche und der Wissenschaft, die man nicht lesen solle, jeder, der einen solchen Titel trage sei eitel und versündige sich gegen Gott.23

Luther verteidigt 1519 in Leizpig gegen J. Eck, den Abgesandten des Papstes die Thesen von Jan Hus, soweit sie die Unfehlbarkeit der Konzilien betraf. Die weitergehenden Positionen von Hus oder den sozialrevolutionären Taboriten ließ er damals unerwähnt.24 Auch Müntzer stellt sich später explizit in die Tradition der Hussiten. In Prag hatte er die anknüpfend an die Hussiten verlaufenden Auseinandersetzungen, die auch in den tschechischen Gebieten zu Kämpfen zwischen den Bauern, den städtischen Bürgern und frühproletarischen Schichten gegen die feudalen Gewalten führte, miterlebt, auch wenn diese 1521 im wesentlichen im Stadium der Konspiration stattfanden.25 Mit Chelčicky stellte die tschechische Bewegung sogar einen Theoretiker, der weitergehend als später Müntzer die sozialen und politischen Auseinandersetzungen als solche begriff.26 Müntzer erklärt im „Prager Manifest“ von 1521 seine Solidarisierung mit der hussitischen Ablehnung einer Gelehrtenreligion, forderte mit ihnen eine Religion des Volkes:

Daß ich solche Lehre an den Tag bringe, bin ich bereit, um Gottes Willen mein Leben zu opfern. Gott wird wunderliche Dinge mit seinen Auserwählten, namentlich in diesem Lande [damals Böhmen, heute Tschechien, dem Gebiet der Hussiten-Bewegung, KB], tun.“27

In der später erweiterten schriftlichen Fassung macht er dies expliziter:

Ich, Thomas Müntzer, gebürtig von Stolberg mit Wesen zu Prag, der Stadt des teuren und heiligen Kämpfers Johannes Hus, gedenke die lauten und beweglichen [in Bewegung versetzenden, Wehr] Trompeten erfüllen (diesen Ort, Wehr) mit neuem Lobgesang des Heiligen Geistes.“28

Unsere Gelehrten wollen das Gezeugnis des Geistes Jesu gerne auf die hohen Schulen bringen [damit ist zu dieser Zeit vor allem Luther gemeint, der zur Beruhigung der hohen Herren die Auseinandersetzungen nicht zu Volksbewegungen machen will, KB]. Es wird ihnen gründlich fehlschlagen, nachdem sie nicht darum gelehrt sind, dass der gemeine Mann ihnen durch die Lehre soll gleich werden, sondern sie wollen allein den Glauben beurteilen mit ihrer gestohlenen Schrift, da sie doch ganz und gar keinen Glauben haben weder vor Gott noch vor den Menschen. Denn es sieht und (be-, Wehr)greift ein jeder, dass sie nach Ehren und Gütern streben. Deshalb muss der gemeine Mann selber gelehrt werden, damit er nicht länger verführt wird.“29

Müntzer geht damit über die Intellektuellenfeindlichkeit der Hussiten hinaus, nicht hohe formale Ausbildung ist sein Gegner, sondern die Abgrenzung der hohen Bildung vom Volk durch die Amtsträger der Kirche. Seine hohen Ansprüche an jeden Christenmenschen, den er durchaus mit Luther teilt, wird von Müntzer genau auf die Anforderungen an die Predigt und christliches Alltagsleben, vor allem aber auf die politischen Bedingungen und Verhältnisse und insbesondere in politischen Krisenzeiten angewendet. Hier geht er dann über Luther hinaus. Andere, wie Karlstadt mussten sich ebenfalls innerhalb dieser Koordinaten von politischer und geistiger Aktivität, von religöser Abgeschiedenheit oder Zugewandheit zu den Menschen, von Bildungsideal und/oder Intellektuellenfeindlichkeit bewegen. Karlstadt entscheidet sich für die geistige Aktivität, die durch das Beispiel führen sollte, für die Weltabgewandheit und die Unterordnung unter die herrschenden Gewalten, er nimmt fast alle Studenten der Universität Wittemberg mit sich aufs Land und predigt die höhere Bedeutung der körperlichen Arbeit vor der geistigen.30

Die Verbindung mit den Volksbewegungen des Mittelalters veränderte das klassische Bild der christlichen Sekten. War zuvor die asketische Abgewandheit von der Welt das Ideal der Ketzerbewegungen, wurden sie vor allem mit den Wiedertäufern der Welt zugewandt. Sie arbeiteten selbst und lebten nicht von frommen Seelen, die waren explizit dazu angehalten, für sich zu werben indem sie gute Arbeiter und Nachbarn wurden.31

Individuum und kirchliche Organisation

In mystischer Verkleidung wird bei Müntzer das Verhältnis von politischem und individuellem Willen angedacht. Es bedrängt das Individuum von außen wie von innen die unchristlichen Zustände, so dass der Kampf gegen die unchristlichen Zustände nach außen, gegen die Unterdrückung und nach innen, gegen die Übernahme der Unterdrückung im eigenen Kopf geführt werden muss.32 Das führt bei ihm zur gedanklichen Einheit von objektiver Situation und geistigen, bei ihm theologischen Bedürfnissen:

Aber am Volk zweifle ich nicht. Ach du armes, erbarmungswürdiges Häuflein, wie durstig bist du nach dem Wort Gottes! Denn es ist am Tage, dass niemand oder sehr wenige wissen, was sie tun sollen oder welchem Haufen sie sich (anschließen, Wehr) sollen. Sie wollen gern das allerbeste tun und können es doch nicht wissen. Denn sie wissen sich nicht in die Zeugnisse zu schicken und zu fügen, die der Heilige Geist in ihren (eigenen, Wehr) Herzen redet. Darum sie (wegen, Wehr) des Geistes der Furcht Gottes so sehr geängstet hat, dass die Weissagung des Jeremia wahr geworden ist: ‚Die Kinder haben um das Brot gebeten; es ist aber niemand da gewesen, der es ihnen gebrochen hätte.‘“33

Die Weissagung (Jeremias 28) betrifft das Schicksal der Juden, sie sollen sich dem, was kommen muss, nicht wiedersetzen und sich dem Propheten anschließen. Sie tun das nicht, sondern wenden sich gegen den Propheten und töteten ihn, und sind deswegen dem Untergang geweiht.

Aus unserem ersten Zitat ergibt sich der Zusammenhang von sozialer Lage und Bedürfnissen noch nicht, er klärt das ex negativo anhand seiner Beschreibung der Pfaffen und hohen Herren:

Es sind (mir, Wehr) die Herren, die nur fressen und saufen und stehlen, die Tag und Nacht suchen, die trachten wie sie sich ernähren und viele Pfründen kriegen, Ezechiel am 34. Sie sind nicht wie Christus, unser lieber Herre, der sich mit einer Henne vergleicht, die ihre Kinder wärmt (Matthäus 23, 37; Lukas 13, 34, Wehr). Sie geben den trostlosen, verlassenen Menschen auch keine Milch vom Brunnen der unausschöpflichen Vermahnungen Gottes. Denn sie haben den Glauben nicht versucht (d.h. nicht erprobt, Wehr).“34

Ezechiel 34 beschreibt, dass Gott den Hirten, die die Herde nicht schützen und versorgen, sondern andere Interessen haben, die Herde nimmt und sie fortan selbst oder durch Daniel, seinen Hirten führen lässt. Im Kontext des Müntzer-Zitats: die Herren, die sich so verhalten sind folglich schlechte Hirten, die ihre Berufung nicht verdienen. Stattdessen erklärt er:

Der rechten Hirten Amt ist kein anderes als das die Schafe dahin geführt werden [dass sie alle Gottes Stimme hören und alle Offenbarungen haben, KB] und von der lebendigen Stimme erquickt werden, denn die Kunst Gottes lehrt ein Meister, Matth. Am 23.“35

Das führt zu höheren Ansprüchen an die eigene theologische Reflexion, sie wird zu Alltagsaufgabe, Müntzer verlangt nicht nur „rationale theologische Gelehrsamkeit“, er verlangt das eigene Un- und Unterbewusste der Reflexion in freilich theologischer Form zugänglich zu machen, zum Gegenstand der Gedanken und der Diskussion zu machen.36

Ich bekräftige und schwöre bei dem lebendigen Gott: Wer nicht (unmittelbar, Wehr) aus dem Munde Gottes das lebendige Wort hört (und entscheidet, Wehr) was Bibel und was Babel (Babel steht allgemein für Sünde, KB) ist, der ist nichts anderes als ein totes Ding. Aber Gottes Wort, das durch Herz, Hirn, Haut, Haar, Gebein, Mark, Saft, Macht, Kraft hindurchdringt, darf wohl ein anderes (ein, Wehr)hertrapen als unsere närrischen hodensäckigen Doktoren plappern.“37

In einem Brief an einem ihm zugewandten Amtsmann (vermutlich ein Mitglied des Allstedter Bundes) schreibt er im Sommer 1524:

Gedenkt, lieber Bruder, wer in dieser gefährlichen Zeit seinen Hals nicht wagen wird, der wird auch nicht im Glauben bewährt. Er will alles (ungefährlich machen, Wehr), damit er nicht leiden muß. Drum muß er um des Teufels Willen gar manche Gefahr ertragen und vor allen Auserwählten zuschanden werden und zuletzt dem Teufel zu Willen sterben, davor euch Gott behüte, amen.“38

Hohe Ansprüche, die freilich mit der Verpflichtung für die „Auserwählten“ einher gehen.39 Die Einheit von Mensch und Gott steht im Widerspruch zum Humanismus Erasmus von Rotterdams, dessen Position des Wertes des Menschen in sich und nicht erst durch den Bezug zu Gott objektiv der Entwicklung des Kapitalismus und zu dieser Zeit zentral der Entstehung eines deutschen Nationalstaates Vorschub leistete.40 Eine Synthese von revolutionärer Positionierung und objektiv frühbürgerlicher Aufgabenstellung hat es mit Zwingli in der Schweiz durchaus gegeben, dessen Theorie jedoch als Soziallehre über die Menschen, nicht als organisierende Weltanschauung auftrat.41 Für Müntzer hingegen ist genau die Verarbeitung der ketzerisch-taboritisch und mystischen Traditionsbestandteile zu einer neuen, orientierend-weltanschaulichen Qualität, die eine deutlich höhere „sozial-politische Bezogenheit“ auf die politischen und ökonomischen Bedingungen aufweist.42 Gleichzeitig stehen diese Ansprüche, die die Menschen überforderten, vor dem Widerspruch gegen die bürgerliche Tendenz dieser Zeit eine Kollektivität zu fordern, die weder materiell auf der Tagesordnung der Geschichte stand (die erforderten die Befreiung des Individuums von den feudalen Fesseln und den Individualismus der entstehenden kapitalistischen Gesellschaftsordnung) noch waren sie zu diesem Zeitpunkt wissenschaftlich zu beweisen und aus den materiellen Bedingungen zu erklären, wie es bei der Kollektivität und Disziplin der heutigen Arbeiterbewegung ist.43

Für uns spannend ist die Einheit von äußerer und innerer, empfundener Notwendigkeit. Der heilige Geist spricht die Notwendigkeit durch seine Propheten, also auch durch Müntzer und seine Getreuen, übersetzt: Aus dem Gesamtzusammenhang ergeben sich die Notwendigkeiten für das Handeln derer, die ihn erkannt und die Handlung nach den Notwendigkeiten zu ihrem Programm gemacht haben. Als Haltung, als Klassenmoral als Einheit von rationaler Welterkenntnis und emotionaler Verbindlichkeit für die Notwendigkeiten existiert dieser Zusammenhang bis heute.

Sich selbst als Beispiel nehmend, ist das Gegenstand von Müntzers „Prager Manifest“, zu Gott solle man finden durch Arbeit an sich selbst, durch Erfahrung und Reflexion, solle man erkennen dass es die„in allen Kreaturen ausgedrückte Ordnung Gottes“ gebe und „dass vom Ganzen her ein Weg verläuft, alle Teile zu erkennen“.44 Die Dialektik von Einzelnem und Gesamtzusammenhang – theologisch vermittelt durch den Gottesbezug – ist, anhand Hans Heinz Holz analysiert, Gegenstand und Inhalt der Selbsterkenntnis.45 Bloch beobachtet, dass in den Überbauten die Gegensätze, die Notwendigkeiten und das real mögliche immer wieder aufscheinen und erklärt in Anlehnung an Leibnitz dies als Wiederspiegelung des Gesamtzusammenhangs im Un- bzw Unterbewussten.46 Er ist damit Stichwortgeber für Holz.

Expliziter wird Müntzer in einem Brief an den Schösser Zeiss im Sommer 1524: „Der Wille Gottes ist das Ganze über seine Teile. Gottes Kunst und seine Urteile zu erkennen, (dient der, Wehr) Erklärung desselben Willens, wie Paulus zu den Kolossern am 1. und Psalm 118 schreibt, aber das Werk Gottes fließt aus dem Ganzen und allen seinen Teilen (hervor, Wehr).“47 Im Brief Paulus an die Kolosser wird die Haltung des Apostels beschrieben: geduldig, verbindlich, (Agitations-) Erfolg durch harte Arbeit erringend, die Hoffnung aus dem Glauben schöpfend. Psalm 118 beschreibt dagegen, wie alle Gegner im Glauben an Gott abgewehrt werden können.

Analog zum Gesamtzusammenhang können sich – als Vorwegnahme utopischer Positionen – prinzipiell alle Gegner von Papst und Obrigkeit diese Lehre aneignen: „Ohne Zweifel, die Türken und Juden möchten gerne unsere unüberwindliche Begründung (unseres Glaubens, Wehr) hören, viele Auserwählte desgleichen.“48 Die Grundlage dieses „Bündnisses“ derer, die sich unmittelbar an Gott halten ist die klarer werdende Gegnerschaft zur Obrigkeit: „Eyn eyserne maure [Mauer, KB.] wider die kunig, fürsten und pfaffen und wider das volck ist dargestellet [hingestellt, aufgerichtet, Bensing/Rüdiger]. Sie mügen streitten, der sig ist wunderlich [wunderbar, Bensing/Rüdiger], zum untergang der starcken, gottlosen tyrannen.“. Die Mauer wolle er in dieser Schrift öffnen, dass man die „großen Hansen“ besser sehen und über sie urteilen könne. Dazu sei jeder Christenmensch in der Lage, die „Auserwählten“ in der Pflicht die Kritik unter sie zu verbreiten.49

Mit unseren heutigen Worten: Er verlangt eine Haltung, die zur aktiven Arbeit an sich selbst führt. Hier ist die Aufhebung der Trennung von außen und innen, modern ausgedrückt von Gesellschaft und Individuum angestrebt, mittels der Beteiligung an der revolutionären Bewegung und ihrer theoretischen, freilich im theologischen Rahmen vor sich gehenden Reflexion wird der Menschen zum Streiter für die Beendigung der unchristlichen Zustände.50 Die Veränderung des Menschen hält Müntzer im Gegensatz zu Luther für möglich.51 In diesem Kollektiv, das bei Müntzer freilich sowohl die organisierte Form des Bundes52 als auch die Christenheit an sich meint, der dieser Bund als bewusste Minderheit vorausgehen soll, wobei der Predigt eine wichtige, aktivierende und aufklärende Rolle zukommt,53 entsteht damit eine Kritik und Selbstkritik54 – wenn auch in theologischer Form. Die Funktion der Kirche hingegen bleibt in seiner praktischen Politik eher in einem anwaltlichen Verhältnis, so fordert er im Spätsommer 1524 die Kirche von Mühlhausen dazu auf, die Übergriffe der Obrigkeit anzuzeigen und für die Unterdrückten Fürsprache zu halten.55

Er schreibt 1524 an seine Mitstreiter und entwickelt die oben bereits genannten Anforderungen an die Revolutionäre:

So vernehme ich, dass ihr gleich ruhmredig seid und studiert nicht und seid hinterlässig. Wenn ihr trinkt, sagt ihr viel von der Sache, wenn ihr nüchtern seid, fürchtet ihr euch wie die Memmen. Drum bessert, allerliebste Brüder, Euer Leben; hütet euch vor Schlemmerei (Luc. 21, Petr. 5), fliehet die Lüste mit euren Liebhabern (2. Thimotheus 3), stellt euch kecker, denn Ihr noch tan habt und schreibt mir, wie Ihr mit Eurem Pfund habt gewuchert.“56

Eine genauere Lektüre der Bibelstellen macht das Verhältnis von Situationsanalyse und deren notwendiger Veränderung und den Anforderungen, die sich daraus für die Streiter Müntzers ergeben, deutlich: Lukas 21 beschreibt die Vorbereitung auf einen notwendig kommenden Kampf, den man mit Gott im Herzen am besten führen können. 1. Petrus 5 beschreibt die Anweisung an die Führer der Gemeinde, diese auf dem notwendigen und schweren, aber durch Gott gezeichneten Weg zu führen. Im 2. Thimotheus 3 wird die moralische Verkommenheit der Menschen beschrieben und für die Gegenposition des leidenden Apostels Partei genommen, der allein durch Vorbild und Führung aus der Verkommenheit führen könne.

Die In diesen Anforderungen zum Ausdruck kommende Lustfeindlichkeit ist bei Müntzer einer Programmatik: Gott findet leichter zu den Seelen bzw jene Seelen können sich den unmittelbaren Zugang zu Gott besser erarbeiten, die möglichst wenig von der unchristlichen Umwelt angegriffen wurden.57 Askese und Aufopferung sind dabei Traditionsbestandteile des Sektenwesens, Notwendigkeit der häufig flüchtigen Agitatoren und gleichzeitig Ausdruck der Ernsthaftigkeit von politischer Mission und Situationseinschätzung.58

Notwendigkeit und theologischer Determinismus

Müntzer nähert sich der Kategorie der Notwendigkeit an:

Solche Irrtümer [der Abfall der Mutter Kirche von ihren urchristlichen Idealen, KB] haben geschehen müssen, damit die Werke aller Menschen, der Auserwählten und der Verdammten (in Erscheinung, Wehr) treten mussten. Denn in unserer Zeit will Gott den Weizen vom Unkraut absondern, damit (gleichsam, Wehr) am hellen Tag ergreifen kann, wer die Kirche so lange verführt hat.“59

Das schließt, spätestens in der „Fürstenpredigt“ drei Jahre später auch eine eindeutige Zukunftsperspektive ein: das fünfte Reich habe man vor Augen und es werde kommen.60 Im Manifest an die Mansfelder Berggesellen61 schließt das auch die Erkenntnis der um das Mansfeld liegenden Bauernaufstände ein, jetzt den eigenen Teil zu erfüllen ist praktische Solidarisierung und verhilft der Notwendigkeit zum Durchbruch.

Die Aufhebung des Dualismus von außen und innen durch den christlichen Gott interpretiert Hans Heinz Holz als die ideologische Notwendigkeit, zur fortschrittlichen Orientierung subjektiven wie kollektiven politischen Handelns, den Gesamtzusammenhang denkbar zu machen.62 Kautskys Urteil, diese Denkleistung bringe „den Glauben und jene Hingabe an eine große Sache [hervor, KB] die den kommunistischen Mystikern des Mittelalters die Kraft verlieh, die härtesten Verfolgungen zu überwinden und freudig dem Tode entgegenzugehen.“63 Diese Haltung der Ruhe im Angesicht von Verfolgung teilt Müntzer 1523 seinen Anhängern in Halle mit.64

Diese abgeklärte, verbindliche, sich als notwendiger Bestandteil der revolutionären Aktion sehende Haltung, die sich selbst, seine Bedürfnisse und Interessen, sein Brennen für die Kämpfe unserer Zeit als Teil, als Ausdruck dieser Bewegung sieht, wird in der marxistischen Tradition geteilt und bei Plechanow zur Begründung des dialektischen Determinismus genutzt.65 Mit dem dialektischen Determinismus wurde bereits bei Marx und Engels die große Bedeutung der Schulungsarbeit der Arbeiterklasse und besonders seit Lenin der Theoriearbeit der revolutionären Partei der Arbeiterklasse, der Kommunistischen Partei begründet. Die Tradition des dialektischen Determinismus ist eingeschrieben in die politische und ideologische Traditionslinie des Marxismus-Leninismus.

Schlußwort

Müntzer sagt in seiner „Hochverursachten Schutzrede“ von 1524 gegen die Angriffe Luthers: „Die Herren machen das selber, dass ihnen der arme Mann feind wird. Die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht wegtun. Wie kann es die Länge gut werden? So ich das sage, muss ich aufrührerisch sein. Wohlan!“

Zum 500. Jubiläum der Bewegung, der er sich verpflichtete, nämlich dem großen Bauernkrieg, sollten wir Müntzer ehren, indem wir seine Losung zu unserer machen: Es machen doch die Kriegstreiber der NATO, des US- und des deutschen Imperialismus, die Monopole und ihre Sachverwalter selber, dass ihnen der arme Mann Feind wird. Die Ursache des Aufruhrs können sie nicht wegtun, ihre Weltordnung, in der sie jederzeit überall „Demokratie“ und „freie Märkte“ herbeibomben konnten wie es ihnen gefällt, ist dabei, überwunden zu werden. Wie kann es die Länge gut werden? Indem wir denen, die den Krieg vorbereiten, die Hände zerschlagen, indem wie den armen Mann organisieren, damit die Feindschaft Richtung, Orientierung und Verbindlichkeit bekommt. So ich das sage, muss ich aufrührerisch sein. Wohlan!

1Friedrich Engels: Der deutsche Bauernkrieg (1850, neu 1875), in: MEW 7, 327-413.

2Hans-Ulrich Wehler: Einleitung, in: ders. (Hrsg.): Scheidewege der deutschen Geschichte. Von der Reformation bis zur Wende 1517-1989, München 1995, S. 7-15, hier S. 8/9.

3Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens. Von den Anfängen in der Antike bis zum 20. Jahrhundert, München 2009.

4Karl Marx: Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie (1859), in: MEW 13, S. 7-15, hier S. 10.

5Werner Schuffenhauer: Eintrag Atheismus [1], in: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch, Leipzig 1975, S. 144-146. Rolf Geissler: Eintrag Atheismus [2], in: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch, Leipzig 1975, S. 146-148.

6Wladimir Lenin: Über das Verhältnis der Arbeiterpartei zur Religion (1909), in: LW 15, S. 404-415, hier S. 408.

7Hans Heinz Holz: Integrale der Praxis (= Aurora und die Eule der Minerva. Aufhebung und Verwirklichung der Philosophie, Band 3), Berlin 2011.

8Walther Eckermann, Hubert Mohr: Einführung in das Studium der Geschichte, Berlin 1969, S. 61.

9Versammlung gemeiner Bauernschaft. An die Versammlung gemeiner Bauernschaft, Oberschwaben, Anfrang Mai 1525, gedruckt in Nürnberg 15-19.5.1525, in: Adolf Laube, Hans-Werner Seiffert, Christel Laufer, Dietrich Lösche, Sigrid Looß, Annerose Schneider, Walter Zöllner: Flugschriften der Bauernkriegszeit (hrsgg. Von der Akademie der Wissenschaften der DDR), Berlin 1978, S. 112-134.

10Hans-Jürgen Goertz: Thomas Müntzer. Revolutionär aus dem Geist der Mystik, in: ders.: Radikale Reformatoren. 21 biographische Skizzen von Thomas Müntzer bis Pracelsus, München 1978, S. 30-44. Gerhard Brendler: Thomas Münzer. Geist und Faust, Berlin 1989.

11Engels: Bauernkrieg, S. 335.

12Engels: Bauernkrieg, S. 338-339.

13Kautsky: Vorläufer, Erster Band, S. 257-258. Karl Kautsky: Vorläufer des neueren Sozialismus. Erster Band: Kommunistische Bewegungen im Mittelalter (1909), Berlin 1947.

14Engels: Bauernkrieg, S.344-345.

15Engels: Bauernkrieg, S. 346.

16Bloch: Prinzip Hoffnung 1-32, S. 236. Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung (1959), Kapitel 1-32, Frankfurt am Main 1985.

17Bloch: Prinzip Hoffnung 1-32, S. 239.

18Zimmermann: Bauernkrieg, S. 159-161. Wilhelm Zimmermann: Der große deutsche Bauernkrieg (1841-1843), Westberlin 1978 (=Berlin 1952). Engels: Bauernkrieg, S. 8. Kamnitzer: Vorgeschichte, S. 85-88. Heinz Kamnitzer: Zur Vorgeschichte des deutschen Bauernkrieges, Berlin 1953.

19Müntzer: Prager Manifest [erweiterte deutsche Fassung], 1521, S. 49. Thomas Müntzer: Das Prager Manifest 1521 [erweiterte deutsche Fassung], in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 42-50. Vgl. ausführlicher Müntzer: Deutsch-evangelische Messe, S. 51. Thomas Müntzer: Deutsch-evangelische Messe, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 51-55.

20Müntzer: Deutsch-evangelische Messe, S. 53.

21Müntzer: Ordnung und Berechnung, S. 56. 33. Thomas Müntzer: Ordnung und Berechnung des Deutschen Amtes zu Allstedt 1523, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 56-61.

Kontrolliert durch: Thomas Müntzer: Ordnung und Berechnung des teutschen Amptes zu Allstadt, Eylenburg 1524, digitalisiert https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/muentzer1524, abgerufen am 20.08.2024.

22Kautsky: Vorläufer, Erster Band, S. 172-176.

23Kautsky: Vorläufer, Erster Band, S. 293-294. Kamnitzer: Vorgeschichte, S. 43-51.

24Streisand: Deutsche Geschichte, S. 63. Joachim Streisand: Deutsche Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. Eine marxistische Einführung, Köln 1972 (=Berlin 1970).

25Eduard Maur: Klassenkämpfe in Böhmen und Mähren 1525, in: Steinmetz, Hoyer, Ullmann, Hermes: Bauernkrieg und Müntzer, S. 54-60. Max Steinmetz, Siegfried Hoyer, Hans Wermes (Hrsg.): Der deutsche Bauernkrieg und Thomas Müntzer. Ausgewählte Beiträge der wissenschaftlichen Konferenz: Der deutsche Bauernkrieg und seine Stellung in der deutschen und europäischen Geschichte. Probleme – Wirkungen – Verpflichtungen, Karl-Marx-Universität Leipzig, 3. bis 7. Mai 1975, Leipzig 1976.

26Eduard Petru: Der Artikelbrief und die sozialen Anschauungen Petr Chelčickyin: Steinmetz, Hoyer, Ullmann, Hermes: Bauernkrieg und Müntzer, S. 61-65.

27Müntzer: Prager Manifest [Kurze deutsche Fassung], S. 41. Thomas Müntzer: Das Prager Manifest 1521 [Kürzere deutsche Fassung], in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 39-42.

28Müntzer: Prager Manifest [Erweiterte deutsche Fassung], S. 42.

29Müntzer: Ausgedrückte Entblößung, S. 100. Inhaltsgleich Ebenda, S. 113, 115. 39. Thomas Müntzer: Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens der ungetreuen Welt durchs Gezeugnis des Evangeliums des Lukas, vorgetragen der elenden, erbarmungswürdigen Christenheit zur Innerung (Bewusstmachung, Wehr) ihres Irrsals, Ezech. 8, Mühlhausen 1524, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 99-124.

Kontrolliert nach: Thomas Müntzer: Ausgedrückte Entblößung des falschen Glaubens, [nach der Druckausgabe aus Nürnberg], Mühlhausen 1524, in: Manfred Bensing, Bernd Rüdiger (Hrsg.): Thomas Müntzer. Politische Schriften, Manifeste, Briefe, Leipzig 1973, S. 75-139.

Wehr hat seine Ausgabe (gekennzeichnet) stark gekürzt. Da wir im Text in der Regel die Ausgabe von Wehr benutzen, bildet diese weiterhin die Grundlage. Belegstellen aus den gekürzten Teilen sind dann mit Angabe der anderen Quellenedition zitiert.

30Zimmermann: Bauernkrieg, S. 186-195.

31Kautsky: Vorläufer, Erster Band, S. 182-186.

32Müntzer: Ausdrückliche Entblößung, Ausgabe Bensing/Rüdiger, S. 100-101. Kautsky: Vorläufer, Erster Band, S. 180-182.

33Müntzer: Prager Manifest [erweiterte deutsche Fassung], S. 45/46. Vgl. Bensing, Rüdiger: Historische Einleitung, S. 18. Sie kommen zu Kautskys Ergebnis.

34Müntzer: Prager Manifest [erweiterte deutsche Fassung], S. 46.

35Müntzer: Prager Manifest [erweiterte deutsche Fassung], S. 47.

36Müntzer: Protestation oder Erbietung, S. 70. Thomas Müntzer: Protestation oder Erbietung, (…) seine Lehre betreffend und zum Anfang von dem rechten Christenglauben und der Taufe, Allstedt 1524, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 69-81. Wehr: Einleitung, S. 9/10. Gerhard Wehr: Einführung: Thomas Müntzer, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 7-24.

37Müntzer: Prager Manifest [erweiterte deutsche Fassung], S. 47.

38Müntzer an den Schösser Zeiss, 22.07.1524, S. 166. 41. Thomas Müntzer an den Schösser Zeiss, Allstedt 22.07.1524, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 164-167.

Kontrolliert nach: Thomas Müntzer an den kurfürstlich sächsischen Schösser Hans Zeiß, Allstedt, 22.07.1524, in: Manfred Bensing/Bernd Rüdiger (Hrsg.): Thomas Müntzer. Politische Schriften, Manifeste, Briefe, Leipzig 1973, S. 247-249. Inhaltsgleich: Müntzer an Jeori, S. 173. Thomas Müntzer an Jeori [o.O.u.J.], in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 171-174.

39Müntzer: gedichteter Glaube. Thomas Müntzer: Von dem gedichteten Glauben, auf nächste Protestation, Allstedt 1524, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 62-68.

40Streisand: Deutsche Geschichte, S. 59.

41Streisand: Deutsche Geschichte, S. 70.

42Bensing, Rüdiger: Historische Einleitung, S. 12. Manfred Bensing, Bernd Rüdiger: Historische Einleitung, Editionsgrundsätze, in: Manfred Bensing, Bernd Rüdiger (Hrsg.): Thomas Müntzer. Politische Schriften, Manifeste, Briefe, Leipzig 1973, S. 9-45.

43Bensing, Rüdiger: Historische Einleitung, S. 20.

44Müntzer: Prager Manifest [kurze Fassung], S. 39.

45Hans Heinz Holz: Integrale der Praxis, S. 13.

46Bloch: Prinzip Hoffnung 1-32, S. 150.

47Müntzer an den Schösser Zeiss, 22.07.1524, S. 166. Diese Auslegung bestätigen Bensing, Rüdiger: Historische Einleitung, S. 33.

48Müntzer: Prager Manifest [erweiterte deutsche Fassung], S. 48. Inhaltsgleich bei Müntzer: Deutsch-evangelische Messe, S. 52. Als Anforderung an die Predigt Müntzer: Ordnung und Berechnung, S. 57. Müntzer: Ausgedrückte Entblößung, S. 122.

49Müntzer: Ausgedrückte Entblößung, Ausgabe Bensing/Rüdiger, S. 77. Ausführungen in der Einleitung, Ebenda, S. 78-81.

50Kautsky: Vorläufer, Erster Band, S. 182.

51Wehr: Einleitung, S. 15.

52Wehr: Briefe, S. 146. Gerhard Wehr: Zu Thomas Müntzers Briefen, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 145-148. Bensing, Rüdiger: Historische Einleitung, S. 27 geht von einer Entwicklung hin zum Revolutionär aus, die mit der Bildung des Bundes den Abschluss findet.

53Wehr: Müntzers Schriften, S. 28.

54Diese aktualisierende Formulierung finden wir bei Wehr: Müntzers Schriften, S. 30. Inhaltlich finden wir die Forderung nach Ernsthaftigkeit in der „Selbstprüfung“ bei Müntzer: Protestation oder Erbietung, S. 78. Als Pflicht der Auserwählten finden wir es in Müntzer: Fürstenpredigt, S. 90. 38. Thomas Müntzer: Auslegung des zweiten Kapitels Danielis des Propheten, gepredigt auf dem Schloß zu Allstedt vor den tätigen teuren Herzögen und Vorstehern zu Sachsen („Die Fürstenspredigt“), Allstedt 1524, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 82-98.

Kontrolliert nach: Thomas Müntzer: Auslegung des anderen Unterschieds Danielis, Allstedt 1524, in: Manfred Bensing, Bernd Rüdiger (Hrsg.): Thomas Müntzer. Politische Schriften, Manifeste, Briefe, Leipzig 1973, S. 49-72.

55Müntzer an die Kirche zu Mühlhausen, 22.09.1524, S. 178. Thomas Müntzer an die Kirche zu Mühlhausen, 22.09.1524, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 178-179.

56Kautsky: Vorläufer, Zweiter Band, S. 49.

57Müntzer: Ausgedrückte Entblößung, Ausgabe Bensing/Rüdiger, S. 125-126.

58Vgl. auch Bensing/Rüdiger: Historische Einleitung, S. 30-32.

59Müntzer: Prager Manifest [erweiterte deutsche Fassung], S. 49.

60Müntzer: Fürstenpredigt, S. 93. Dabei könne das Schwert der Fürsten das Instrument zur Durchsetzung der göttlichen Notwendigkeit sein, Ebenda, Ausgabe Bensing, Rüdiger, S. 70. Bloch: Prinzip Hoffnung 1-32, S. 162.

61Müntzer: Manifest an die Mansfelder Berggesellen.

62Der Gesamtzusammenhang erscheint bei Müntzer freilich als biblischer und göttlicher Gesamtzusammenhang, der fordert, aus dem Christentum eine handlungsorientierende Weltanschauung und nicht einen Steinbruch mit beliebig nutzbaren Sprüchen zu formen. Vgl. Müntzer: An Christoph Meinhard, S. 152. Thomas Müntzer, Allstedt an Christoph Meinhard, Eisleben, 11.12.1523, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 152-154.

63Kautsky: Vorläufer, Erster Band, S. 182.

64Müntzer: An Anhänger in Halle, S. 148. Thomas Müntzer an unbekannte Anhänger in Halle, 15.03.1523, in: Gerhard Wehr (Hrsg.): Thomas Müntzer. Schriften und Briefe, Reinbek 1973, S. 148-149.

65Plechanow: Die Rolle der Persönlichkeit in der Geschichte, Frankfurt a. M. 1972, S. 36.

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